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Bald offenbarte sich an der frommen Landgräfin mehr und mehr eine göttliche Kraft. Sie heilte Kranke durch das Auflegen ihrer Hände, machte Blinde fehend und richtete gekrümmte Glieder wieder gerade. Ein Heilmittel, von ihrer Hand gereicht, verfehlte nie seine Wirkung. Daher begann das Volk sie als einen auserwählten Liebling Gottes zu verehren und an ihre Wunder zu glauben. Es fehlte nur noch das Märtyrertum, um sie als Heilige anzubeten, und auch das blieb nicht aus.
Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth von ihrem Schwager, dem Landgrafen Heinrich Raspe, vertrieben und mußte die Wartburg verlassen. Sie wandte sich nach Marburg und wohnte zunächst in einer armseligen Bauernhütte. Später gründete sie von ihrer Mitgift ein Armen- und Krankenhaus und übte in ihm alle Werke der Barmherzigkeit. Auch ertrug sie mit himmlischer Geduld alle Qualen und Peinigungen, welche ihr der Beichtvater Konrad von Marburg auferlegte. Erst 24 Jabre alt, verschied sie am 19. November 1231, laut beklagt von allem Volke. Da sich aber bald die Kunde von allerlei Wundern verbreitete, die während der Leichenfeier und an ihrem Grabe geschehen sein sollten, so erfolgte am Psingsttage 1234 durch Papst Gregor Ix. die Heiligsprechung Elisabeths. (Nach L. Sechstem.)
19. Die Sage von der (31eichenfchen Doppelehe.
Ludwig (andere nennen ihn Ernst), Graf von Gleichen, nahm teil an dem Kreuzzuge, dem sich Ludwig der Heilige, Landgraf von Thüringen, unter dem Banner Kaiser Friedrichs Ii. angeschlossen hatte. Graf Ludwig war am Thüringer Landgrafenbofe ritterlich erzogen worden und soll mit einer Gräfin von Orlamünde vermählt gewesen sein, die ihm zwei Kinder geboren. Nachdem Landgraf Ludwig feinen frommen Eifer mit dem Tode gebüßt, folgte Graf Ludwig dem Kaiser nach Accon und blieb zum Schutze der Stadt Ptolemäus zurück. Der Kaiser aber schiffte sich zur Rückkehr ein.
Gefangenschaft: Bei einem Ausfalle oder Streifzuge gegen
die Ptolemäus umlagernden Sarazenen geriet Graf Ludwig in die Gefangenschaft der Araber. Er wurde an den Sultan Aegyptens verkauft und nach Alcair gebracht. Dort mußte der Graf Harte Sklavenarbeit verrichten. Neun Jahre schmachtete er schon in der Gefangenschaft, als die Tochter des Sultans, welcher Melech-Sala hieß, das ist König des Heils oder Friedens, lebhaft von ihm eingenommen wurde. Aus großer Liebe trug sie ihm an, gemeinschaftlich zu entfliehen, wenn er sie zum Weibe nehmen wolle. Graf Ludwig von Gleichen war aufrichtig genug, der schönen Sarazenin seinen Stand und seine Herkunft zu entdecken und ihr zu sagen, daß er bereits eine Frau und zwei Kinder habe. Daran fand nun die Jungfrau gar keinen Anstoß, da der mohamedanische
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den Rhein, nach Frankreich, besonders aber nach den Niederlanden. Mit 4, 6 und mehr vierspännigen, plumpen, aber stark gebauten Wagen, die den Unebenheiten der elenden Straßen gewachsen waren, zogen die Kansleute anfangs in Person, begleitet von einigen Handlungsdienern und starken Knechten, alle aber wohlbewaffuet, aus. Oft vereinigten sie sich wegen des besseren Schutzes zu Gesellschaften, die entweder ein gemeinsames Ziel hatten oder doch eine große Strecke zusammen zurücklegen konnten. Doch schon am Ende des 14. Jahrhunderts ließ die persönliche Beteiligung an den Auslandsreisen nach. Man betraute mit dem Geschäft tüchtige Handlungsdiener oder übergab, was noch bequemer war, einem Fuhrmann die Verfrachtung. — Waidmärkte von besonderem Rufe waren in Gent. Brügge, Antwerpen und in Görlitz. Unternehmende Kaufleute aber wagten selbst die beschwerliche und durch Seeräuber gefährliche Ueberfahrt nach England.
Mit dem Verkaufe des Waids war jedoch das Geschäft nicht abgeschlossen. Die leeren Wagen wurden mit den Erzeugnissen der fremden Länder, mit Tuchen, Seide, Pelzen, Eisenwaren, Wein, getrockneten und gesalzenen Fischen oder was sonst zum Wiederverkauf unterwegs und in der Heimat sich eignete und einen guten Absatz versprach, befrachtet; denn Erfurt war ein Markt allerersten Ranges, in dessen Straßen auf öffentlichen Ständen oder Gaden und in Buden jahraus, jahrein verkauft wurde. — Außerdem besaß die Stadt verschiedene Meßprivilegien. In der Absicht immer mehr fremde Käufer und Verkäufer heranzuziehen, hatte schon 1331 Erzbischof Balduin auf Bitten des Rates beim Kaifer Ludwig eine allgemeine Messe, die vom zweiten Sonntag nach Ostern bis Himmelfahrt dauerte, erwirkt. Allen dahin ziehenden Kaufleuten wurde kaiserlicher Schutz und sicheres Geleit zugesagt. Auch fielen während der Dauer der Messe fast alle Abgaben fort, die sonst von jedem Geschäft erhoben zu werden pflegten. Dann hatte Kaiser Friedrich Iii. der durch den großen Brand (1472) so schwer geschädigten Stadt ein Jahr daraus eine zweite Messe gewährt, die am Sonntag Trinitatis begann und 3 Wochen dauerte. Durch Kaiser Maximilian wurden die beiden Messen aus günstigere Zeiten gelegt und jede um eine Woche gekürzt; die erste sollte zu Pfingsten, die andere erst Martini abgehalten werden. Den größten Nutzen hat der Stadt und ihrem Handel aber das Stapelrecht (f. Nr. Ii, b) gebracht, das ihr schon Kaiser Karl verliehen haben soll (805). Auf Grund dieses Rechtes durste kein Kaufmann, der in einem gewissen Umkreise Thüringen durchzog, an Erfurt vorüberfahren, ohne seine Waren daselbst abzulegen. So konnte man hier alles haben, was man wünschte, sowohl die Erzeugnisse des Nordens wie die des Südens, des Ostens wie des Westens. Darum stellten sich die Händler der kleineren Städte und die Bauern in Menge ein, um an erster Stelle zu schöpfen, nachdem die Bürger ihren Bedarf gedeckt hatten. Und da der er-
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Burg Bergesfuße Petri-Stist Erfurt
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Isaak, der sich beut Kaiser feinblich zeigte, würde gezwungen, seine flotte herzugeben, und brei -luge und brei Nächte bauerte es, bis das beutsche Kreuzheer über die Meerenge vou Kon-ftautiuopet nach Kleinasien übergesetzt war. Ans dem 3uge durch Kleinasien litt das Heer große Not und Entbehrung. ~bei^ bei Stadt Jkomnm würde Friedrich von einem gewaltigen türkischen öeexe angegriffen. Seine ßiiegmente tdctxen beni j3erf(i)niachten nahe. Ta ritt der Kaiser an die Spitze des Heeres und ries mit lauter Stimme: „Christus lebt noch! Christus siegt!"") Tie Kriegsmünner rafften alle Kraft zusammen und stürmten in den Feind. Tas mächtige Türkenheer würde in die Flucht geschlagen; zehntaufenb Türken würden niebergehaueu.
Nach einem mühevollen Marsche kam das Kreuzheer an den Fluß Saleph. Beim Übergang über benfelbeit kam der Zug ins Stocken. Ter Kaiser sprengte in den Fluß,^ um die Leute anzutreiben. Ta würde er von den Wellen erfaßt und fortgerissen. Tie Seinen beeilten sich, ihm zu Hilfe zu kommen; allein als sie ihn aus dem Strome zogen, war er verschieben. In tiefer Trauer sührte das Heer den Leichnam des Helbenkaisers nach Antiochia, wo er in der St. Peterskirche beigesetzt würde. Tas beutsche Volk wollte es nicht glauben, daß der teure Helb gestorben sei. Er sei in den Kyffhänserberg verzaubert, sagte man, und er werbe wiederkommen, um Deutschland wieber stark und groß zu machen.**)
Von den hunberttausenb Mann, mit benen Kaiser Friedrich ausgezogen, waren die meisten im Kampfe gefallen ober durch Krankheit, Hunger und Entbehrung zugrunbe gegangen. Als das Kreuzheer in das heilige Land gelangte, war es nur noch sechstausend Mann stark und konnte beshalb trotz aller Tapferkeit nichts gegen die Türken ausrichten.
3. Ter Ausgang der Hohenstaufen.
Auf Kaiser Friedrich den Rotbart folgten noch vier Kaiser aus dem Haufe der Hohenstaufen. Sein Sohn ^Heinrich Vi. erwarb durch Heirat die Königreiche Neapel und Sizilien. ^ Bei Heinrichs frühem Tode war fein Sohn Friedrich erst brei Jahre alt; bannn würde von einem Teil der beutfchen Fürsten Heinrichs Brnber, Philipp, zum Kaiser gewählt. Es waren aber auch Fürsten und Bischöfe in Tentfchlanb der hohenftanfifcheri Familie feinblich; biefe wählten auf den Rat des Papstes einen Sohn Heinrichs des Löwen, Ctto von Braunfchweig, zum Kaiser.
*) Vergl. auch im Anhang das Gedicht: Barbarossas Kreuzlied.
**) Vergl. daselbst: Rotbarts Testament.
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Brand gesteckt. Auch in den Städten gab es Leute, die es mit den Bauern hielten. Diese zwangen beim Heranrücken der Bauernhausen die Stadtobrigkeiten, den Bauern die Tore zu öffnen, die Geistlichen und die wohlhabenden Bürger der Plünderung preiszugeben und Lebensrnittel und Geschütze zu liefern. Am Ostersonntage des Jahres 1525 rückten 8000 schwäbische Bauern, der sogenannte „helle christliche Haufen" vor die Stadt Weinsberg. Sie wurde vom Grafen von Helfenstein mit wenigen Landsknechten verteidigt. Verräter öffneten die Stadttore; der Graf wurde gefangen, und obwohl er ein reiches Lösegeld anbot, mit mehreren Adeligen grausam ermordet. Man trieb sie nämlich durch eine Gasse von Lanzenträgern, die unbarmherzig ans sie losstachen, bis sie zusammenstürzten. Zum Hohne ging ein Trompeter vor ihnen her, der lustige Weiseu aufspielte. Ein schreckliches Weib, die schwarze Hofmännin aus Bückingen, stach dem ermordeten Grafen ihr Messer in den Leib und schmierte mit dem heranstränselnden Fette ihre Schuhe. Die Gräfin von Helfenstein mit ihrem Söhnlein wurde beraubt, schwer mißhandelt und ans einem Mistkarren nach Heilbronn geführt. Ähnliche Greuel wurden überall verübt, wo die Bauern die Gewalt erlangt hatten.
Inzwischen hatten die Fürsten und der Bund der schwäbischen Adeligen und Städte Truppen angesammelt, um dem Ausstande ein Ende zu machen. Wo diese mit den Bauern zusammenstießen, gab es keinen langen Kampf; die Führer der Bauern liefen meist feige davon, und die ungeordneten Bauernhaufen konnten den geübten Kriegsleuten nicht widerstehen. Zn Hunderten und zu Tausenden wurden die Bauern aus dem Schlachtfelde und auf der Flucht niedergehauen, erstochen und erschossen. Von denen, welche in ihre Heimat zurückkamen, wurden viele vor Gericht gestellt und erlitten den Tod durch Henkershand. Als der Ausstand niedergeschlagen war, lagen mehr als taufend Klöster und Schlosser in Asche; unzählige Dörfer waren verwüstet, die Felder lagen unbebaut, mehr als 150000 Menschen hatten ihr Leben gelassen, und der Druck, den die Bauern nun zu leiden hatten, war größer als je zuvor.
3. Kriege gegen die Türken.
Im Jahre 1526 fielen die Türken mit einem gewaltigen Heere in Ungarn ein. Der ungarische König Ludwig Ii. konnte ihnen nur 30000 Mann entgegenstellen und verlor bei Mohatsch Schlacht und Leben. Hierdurch kam der größte Teil von Ungarn unter die Botmäßigkeit der Türken. Der Sultan Solhman der Prächtige gedachte auch Deutschland zu erobern. Das schien nicht allzu schwer; denn Kaiser Karl V. hatte fortwährend gegen
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vom griechischen Kaiser um Hilfe gegen die Türken angesprochen. Tie Fürsten und Herren im Abendlande vergeudeten damals ihre Kräfte in inneren Kämpfen. Es waren von wohlmeinenden Männern verschiedene Mittel angewendet worden, um dem unablässigen Kriege eiu Ende zu machen; so hatte der Abt Odilo von Clüuy es dahin gebracht, daß die bnrgundischeu Herren den Gottesfrieden beschworen, d. h. die Verpflichtung eingingen, von Mittwoch Abend bis Montag Morgen die Waffen ruhen zu lassen. Doch war der Erfolg hiervon vorerst nicht groß; der größte Teil der Bevölkerung von Frankreich, Italien und Deutschland hatte fortwährend die Drangsale eines andauernden Kriegszustandes auszustehen. Es erschien darum als ein Gebot der Menschlichkeit, der wilden Kraft und zügellosen Kampflust der Kriegsmänner ein würdigeres Ziel zu geben, indem man sie anfeuerte, ihre Waffen nicht mehr gegen Christen, sondern gegen die Feinde des christlichen Glaubens zu gebrauchen, das griechische Kaisertum gegen die Anfälle der Türken zu schützen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Aus der Kirchenversammlung zu Clermont (1096) nahm Papst Urban Ii. die Sache ernstlich in die Hand. In einer begeisterten Rede roies^ er die Zuhörer aus die Bedrängnis der morgenländischen Christen, ans die Entweihung Jerusalems und des heiligen Grabes, aus die Gefahren hin, die dem ganzen Abendlande von dem Islam drohten, und forderte sie ans, die Waffen zum heiligen Kriege zu ergreifen. Kaum hatte er seine Rede beendet, so erscholl von Tausenden der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" und Geistliche itiib Laien drängten sich heran, um dem Papste das Gelübde der Teilnahme am heiligen Kriege abzulegen. Alle warfen sich zu Boden und schlugen an die Brust, indes der Kardinal Gregor mit lauter Stimme für sie das Sündenbekenntnis sprach. Daraus erteilte ihnen der Papst die Lossprechung und entließ sie mit seinen Segen nach Hause, damit sie sich für_ den Krieg rüsteten. Ein rotes Kreuz, au das Gewand aus der rechten Schulter gehestet, war das Abzeichen für die Kämpfer um das heilige Grab.
^Jn Frankreich, Burgund, Elsaß und Lothringen trafen die Fürsten und Herren die Vorbereitung sür die Heersahrt; sie schafften durch Verpfändung von Ländern und Burgen die Geldmittel und riefen ihre Lehensmannen uuter die Waffen.
Gleichzeitig wurde auch das niedere Volk in Bewegung gebracht durch den Einsiedler Peter von Amiens. In einem härenen Gewände, mit einem langen, zum Gürtel niederwallenden Bart, aus einem Esel sitzend, zog er von Ort zu Ort und schilderte die Mißhandlung der Christen im heiligen Lande, die er selbst mitangesehen und erfahren hatte. Eine ungeordnete
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Wellgeschichle. 1z
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Schar von vielen Tausenden sammelte sich um ihn, und er führte sie durch Oberdeutschland gegen Ungarn. Durch ihre Zuchtlosigkeit machten sich diese Kreuzfahrer überall gefürchtet und gehaßt und gingen teils durch Hunger, teils im Kampfe mit der Bevölkerung der Länder, durch die sie zogen, zugrunde.
Im Sommer des Jahres 1096 zog das Ritterheer, gegen 300 000 Mann stark, unter der Führung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon, durch Süddeutschland, Ungarn, Bulgarien nach Konstantinopel und wurde hier nach Kleinasien übergesetzt. Es dauerte fast drei Jahre, bis Gottfried von Bouillon nach schweren Kämpfen in Kleinasien, in denen das Heer bis aus 80 000 Mann zusammenschmolz, vor Jerusalem anlangte. Als man von einer Anhöhe herab die heilige Stadt erblickte, fielen alle auf die Kniee, küßten den Boden und dankten Gott unter Freudentränen. Fünf Wochen wurde die Stadt belagert. Die Kreuzfahrer bauten hohe Türme aus Holz, die hart an die Mauern herangeschoben wurden; aus dem obersten Geschosse derselben konnte eine Brücke niedergelassen werden, mittels der die Ritter auf die Zinnen der Stadtmauern gelangen konnten. Am 15. Juli 1099 wurde die Stadt erstürmt und unter den Türken ein schreckliches Blutbad angerichtet. Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem erwählt; aber er wollte keine Königskrone tragen, wo der Welterlöser eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Nach seinem Tode (1100) nahm sein Bruder Balduin den Titel eines Königs von Jerusalem an. Das eroberte heilige Land wurde nach dem Vorbilde des Abendlandes zu einem Lehensstaate eingerichtet. Der König von Jerusalem hatte als Vasallen die Fürsten von Edessa, von Antiochia und von Tripolis unter sich. Das neue Königreich hatte fortwährend gegen die Sarazenen*) zu kämpfen; darum wurden von Zeit zu Zeit wieder Kreuzzüge notwendig.
Im Jahre 1147 unternahm Kaiser Konrad Ii. in Ver=‘ lnndung mit Ludwig Vii., König von Frankreich, auf Antreiben des Abtes Bernhard von Clairvaux einen zweiten Kreuzzug, Kaiser Friedrich der Rotbart 1189, als Jerusalem von dem Sultan Saladin erobert worden war, einen dritten, verlor aber das Leben, bevor er das heilige Land erreichte.**) Kaiser Friedrich Ii. gewann (1229) durch Vertrag die Stadt Jerusalem zurück; dieselbe ging aber nach Jahren den Christen für immer verloren. Ludwig Ix., der Heilige, König von Frankreich, landete (1248) in Ägypten, um von dort aus das heilige Land zu erobern; allein er wurde bei Damiette mit seinem
*) Türken, Araber und bergt. eigentl. Morgenländer.
**) Vergl. S. 45.
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t
Heere eingeschlossen und gefangen. Im Jahre 1291 wurde Akkon, die letzte Stadt, welche die Christen noch besaßen, von den Türken erobert.
Tie Hauptursache, warum das mit so vielem Blute Erkaufte so schnell wieder verloren ging, ist barin zu suchen, daß die in Palästina ansässig geworbenen Abenblänber die ursprüngliche Begeisterung balb gegen schnöbe Selbstsucht vertauschten, unter sich uneinig würden und zu den Fehlern der abendländischen Menschen auch noch die Gebrechen und Laster der Morgenländer annahmen.
Wenn auch, sofern der Besitz der heiligen Stätten in Betracht kommt, die Kreuzzüge erfolglos geblieben sind, so haben sie doch in vieler Hinsicht segensreich sür das Abendland gewirkt. Die Begeisterung der ersten Zeit bewirkte eine Steigerung des religiösen Sinnes, drängte die kriegerische Roheit in gebührende Schranken, hob das Rittertum, regte die Dichtkunst an; der Verkehr in fremden Ländern erweiterte die Kenntnisse und weckte den Sinn für Knnst und wissenschaftliche Forschung. Durch die Kreuzzüge nahm auch der Handel einen besonderen Aufschwung, und damit stand das rasche Ausblühen der westeuropäischen Städte, insbesondere auch der deutschen Reichsstädte, in engem Zusammenhange.
Vi. Die Entdeckungen.
1. Die alte Welt.
Durch die Kreuzzüge waren die Bewohner des westlichen Europas mit Ländern und Bölkern bekannt geworden, von denen sie bisher nichts gewußt hatten. Obgleich die Heerfahrten in das Jjcorgenland aufhörten, dauerte der Handelsverkehr fort, und alljährlich fuhren unzählige Schiffe der italienischen Handelk-stadte, besonders, Genuas und Benebigs, nach den Seehäfen Kleinasiens und Ägyptens. Damals verbreitete sich im Abenb-lanbe die Nachricht, in Asien bestehe ein großes christliches Reich, das _non erneut Priester, namens Johannes, regiert werbe' und fürsten hofften, an biefem Priesterkönige einen Bnnbesgenosien gegen die Mohammebaner und einen Helfer zur Ausbreitung der christlichen Lehre unter den heibnifchen Völkern Zu sinden. Papst Innocenz Iv. schickte ans diesem Grunde (1246) einen Franziskanermönch nach Asien, der bis in die Mongolei vordrang, jedoch bn* Reich des Priesters Johannes nicht anf-sinben konnte.
Im Jahre 1272 reifte der Venetianer Marco Polo nach Alten, gewann bte Gunst des Mongolenfürsten Kublai Khan und Zog mit ihm 26 Jahre herum, besuchte die Mongolei, Armenien,
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heran. Ihm führte der Polenkönig Johann Sobieski 25000 Polen Zu. Am Morgen des 12. September stieg das christliche Heer die Höhen des Kahlenberges herab und griff die Türken an. Sieben Stmtben würde ohne Entscheidung gekämpft. Um die Mittagszeit Mürben die Polen von den Türken in Unordnung gebracht und begannen zu weichen. Da befahl Karl von Lothringen einen allgemeinen Angriff der Deutschen; unaufhaltsam stürmten Schwaben, Bayern, Sachsen, Österreicher vorwärts, eroberten die Verfchanzungen der Türken und richteten ein furchtbares Blutbab an. Nun faßte die Türken ein jäher Schrecken; in wilder Flucht verließen sie das Schlachtfelb. Das christliche Heer machte eine unermeßliche Beute an Waffen, Geschütz, Zugtieren, Munbvorräten, Gelb und Kostbarkeiten. Wien war entsetzt und Deutfchlanb vor der barbarischen Herrschaft des Halbrnonbes gerettet. ^ Das ganze christliche Europa jubelte; nur König Ludwig Xiv. war über die Niederlage der Türken so betrübt, daß er drei Tage sich in fein Zimmer einschloß und niemand vor sich ließ. Das siegreiche Heer zog nach Ungarn und eroberte noch vor Eintritt des Winters die Festung Gran und einen beträchtlichen Teil des türkischen Gebietes. In den nächsten zehn Jahren wurden die Türken durch die Siege des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden genötigt, den größten Teil von Ungarn zu räumen.
2. Prinz Eugen von Savoyen.
In der großen Schlacht vor Wien empfing ein junger Prinz feine Feuertaufe, der durch völlige Besiegung der Türken und durch glorreiche Kämpfe gegen die Franzosen sich unsterblichen Ruhm erwerben sollte. Es war der Prinz Engen von Savoyen. Da er von kleiner Leibesgestalt und von zarter Gesundheit war, bestimmten ihn feine Eltern, die zu Paris lebten und am Hofe Ludwigs Xiv. hoch angesehen waren, für den geistlichen Startb. Der junge Prinz hatte große Neigung für das wissenschaftliche Studium, aber noch größere für den Kriegsbienst. Darum bat er den König zu wieberholtert Malen um Aufnahme in das französische Heer. Allein der König schlug ihm unter fpottenber Hinweisung auf feine schmächtige Gestalt feine Bitte ab. Nun beschloß der Prinz, in das österreichische Heer einzutreten, in dem fein älterer Bruder die Stelle eines Dragoner-Obersten imte hatte. Er begab sich nach Wien und würde als Freiwilliger in das Regiment feines Brnbers aufgenommen. Er nahm an den Kämpfen teil, durch die Wien entsetzt mürbe, und machte während der nächsten sieben Jahre die Feldzüge gegen die Türken in Ungarn mit, meist unter dem Befehle feines Vetters, des Markgrafen Ludwig von Baden, von dem er die
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